Erschöpfte Flüchtlinge winkten verzweifelt aus Lastwagen

Datum: 24. April 2017 um 20:49 Uhr
Einsatzart: THL 1
Einsatzort: B 388
Einsatzleiter: Ja
Fahrzeuge: BRK Erding, Feuerwehr Bockhorn, Feuerwehr Erding, Feuerwehr Grünbach, Kreisbrandinspektion Erding, PI Erding


Einsatzbericht:

Erschöpfte Flüchtlinge winkten verzweifelt aus Lastwagen

 

Nachdem in Bockhorn vier erschöpfte Flüchtlinge in einem Lastwagen entdeckt wurden, werden immer mehr Details bekannt. Etwa wie die Männer in den türkischen Sattelzug kamen.

Unterstrogn – Drei kalte Tage, versteckt zwischen Kartons. Das und vermutlich noch viel mehr haben vier junge Männer hinter sich, die am Montagabend von der Polizei aus einem türkischen Sattelschlepper befreit wurden. Dieser und ein zweiter Lastwagen wurden bei ihrer Fahrt auf der B 388 in Richtung Erding auf Höhe Unterstrogn (Gemeinde Bockhorn) von der Polizei aufgehalten. Nach ersten Ermittlungsergebnissen handelt es sich um Afghanen im Alter von 14 bis 20 Jahren. Das hätten die Flüchtlinge bei ersten Vernehmungen angegeben, berichtet das Polizeipräsidium Oberbayern Nord. Ausweisdokumente wurden nicht gefunden.

Die Personen seien teils geschwächt und dehydriert gewesen, berichtet die Polizei. Sie wurden sofort mit dem Rettungswagen ins Klinikum Erding gebracht. Zumindest Hunger mussten die Männer nicht leiden. Sie waren in einem Lastwagen voll mit türkischen Schokoriegeln und weiteren Lebensmitteln versteckt. Die Kriminalpolizei Erding ermittelt nun wegen des Verdachts der illegalen Einschleusung von Ausländern.

Es sieht so aus, als wollten die blinden Passagiere aus dem Laderaum befreit werden. Denn los ging der Einsatz von zivilen Kräften der Erdinger Polizei mit der Mitteilung einer Autofahrerin. Sie wählte gegen 20.25 Uhr den Notruf, nachdem sie aus einem Schlitz in der Heckklappe des Lkw Hände winken gesehen hatte. Zivile und uniformierte Einsatzkräfte jagten nach Unterstrogn und hielten die beiden Sattelschlepper an.

Ziel der Reise war Moosinning

Die vier Flüchtlinge wurden im Krankenhaus versorgt und anschließend wieder an die Polizei in Erding übergeben. Dort werden sie jetzt vernommen und danach dem örtlichen Ausländer- oder Jugendamt übergeben. Wie die blinden Passagiere sind auch die beiden Lkw-Fahrer vorläufig festgenommen. Bisher geben sie an, von den vier Männer nichts gewusst zu haben.

Die Polizei geht davon aus, dass die Migranten am Samstag in Serbien von einem bislang unbekannten Schleuser in den Laderaum des Sattelaufliegers eingesperrt wurden, um sie illegal nach Deutschland einzuschleusen – ohne Wissen der beiden türkischen Lkw-Fahrer. Dafür spricht auch die Beobachtung von Einsatzkräften vor Ort, dass eine Plombe am Lkw aufgebrochen und provisorisch wieder verschlossen worden war.

Die Lastwagen waren fast am Ziel. Nach Erkenntnissen der Polizei waren sie in Istanbul gestartet, um über Bulgarien, Serbien, Kroatien und Österreich nach Bayern zu fahren. Das Ende der Reise sollte demnach in Moosinning sein. Dort ist ein Unternehmen, das den europaweiten Vertrieb für den türkischen Lebensmittelkonzern Ülker verantwortet. Die B 388 wäre die übliche Route von der österreichischen Grenze nach Moosinning.

Auch die Feuerwehr Grünbach wurde zur Kontrolle gerufen. Ein Dutzend Aktiver rund um Kommandant Walter John leuchtete die Einsatzstelle aus und half bei der Durchsuchung. „Die waren ganz eingeschüchtert und haben uns mit ganz großen Augen angeschaut“, erzählt John über die vier Männer.

Die Durchsuchung der Lastwagen wurde ab etwa 21.30 Uhr auf dem Volksfestplatz in Erding fortgesetzt. Dort unterstützten 25 Kräfte der Feuerwehr Erding die Polizei – beziehungsweise übernahmen den Hauptteil der Arbeit. Die Lkw wurden etwa zu drei Vierteln ausgeladen, bis sich die Polizei sicher war, dass keine weiteren Menschen in den Laderäumen sind. Anschließend beluden die Feuerwehrler einen der beiden Laderäume wieder komplett, die Waren des anderen wurden zwischengelagert. So berichtet es 2. Kommandant Fabian Steiger auf Nachfrage. „Wir sind um halb drei wieder eingerückt“, erzählt er von den nächtlichen Strapazen.

 

Quelle: www.merkur-online.de

Ausführlicher Bericht folgt

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